Die schöne Zeit geht wieder heim
Wie bei allen ihren Projekten arbeitet die Regisseurin Heinke Hartmann auch hier wieder mit Laien, die Experten für ihre Lebenssituation sind: Wie Blinde Experten für das Nichtsehen sind (Ich sehe was, was du nicht siehst, Theaterprojekt mit Blinden und Sehenden, 2008), sind Demenzkranke Experten für das Vergessen.
Zwei der Hauptdarsteller, eine davon im Alter von 95 Jahren, reisen regelmäßig aus einem Heim in Winterthur in der Schweiz an, die anderen kommen aus Konstanz und Umgebung. „Die alten Menschen genießen die Aufmerksamkeit sehr. Die Schauspielerei belebt sie“, erklärt Hartmann. Auch die Angehörigen und Betreuer bestätigen, dass das Theaterspielen und die gleichberechtigte Arbeit mit Menschen anderer Altersgruppen den Senioren gut tut: bei Musik, Gesang, Sprech- und Improvisationsübungen bringen sie ihre Talente und Fähigkeiten voll zum Einsatz und überzeugen durch ein hohes Maß an Konzentration und Authentizität.
In einer Vorbereitungsphase, die der konkreten Arbeit am Stück vorausging, kamen auch Angehörige und Betreuer der dementiell erkrankten Darsteller zu Wort. „Wir haben mit ihnen über die Lebensgeschichten gesprochen, über Alltagsrituale, die Sicherheit vermitteln, aber auch über Ängste und Schwierigkeiten, die durch die Krankheit entstehen“, erklärt Heinke Hartmann. Auch die Ergebnisse dieser Gespräche sind ins Stück eingeflossen. Seine zentrale Handlung lässt sich wie folgt zusammenfassen: An Bord eines Schiffes kommen die Passagiere im Salon zusammen und leisten sich Gesellschaft beim Erinnern und Vergessen. Und während sie mit Singen, Rätseln, Reden und Schweigen die Zeit vertreiben, wiederholt sich, ganz nebenbei, das ewige Spiel des Lebens: zwei junge Menschen verlieben sich ineinander. Bühnenfotos »
Interview mit Heinke Hartmann (zum Herunterladen: pdf-Datei 76 KB)